Familie – Einblicke in die aktuelle Ausgabe von "Theologie der Gegenwart" (1/2019)

Publikationen
Braut und Bräutigam halten einander die Hand (Symbolbild Familie)

Als “sozialer Keimzelle” kommt der Familie seit jeher eine besondere gesellschaftliche Bedeutung zu. Gleichzeitig erleben Vorstellungen von Partnerschaft, Familienleben und Erziehung derzeit einen umfassenden Wandel, der es nötig macht, derlei Konzepte auch aus theologischer Perspektive neu zu denken. Die aktuelle Ausgabe der Schriftreihe “Theologie der Gegenwart” liefert Impulse und Denkanstöße in diese Richtung.

von Prof. Dr. Josef Römelt

Die Theologie der Ehe und Familie wird zurzeit in der Kirche intensiv diskutiert. In keinem anderen Lebensbereich gibt es eine so tiefe Suche nach der angemessenen Übersetzung der Erfahrungen des Glaubens in die heutige Zeit. Dabei geht es nicht nur um die Übertragung der traditionellen Vorstellungen katholischer Kirche in Bezug auf die moralische Verantwortung einer menschlichen Gestaltung von Sexualität, Liebe und des familiären Lebens. Sondern es bedarf der Antwort auf die starken Belastungen, mit welchen das moderne Leben die Beziehungsgestaltung, die Entfaltung der Liebe in Sicherheit, das Leben mit Kindern in Freude und Unbeschwertheit beladen.

Einblicke in die aktuelle "Theologie der Gegenwart"

Die Beiträge der aktuellen Ausgabe der “Theologie der Gegenwart” bedenken das Thema der Familie in diesem Sinne noch einmal im Rückblick auf den Diskussionsprozess, den die Familiensynoden in Rom aus den Jahren 2014 und 2015 angestoßen haben.

Sie fragen nach der Ressource von Glück und Geborgensein, welche der christliche Glaube für eine gelungene Entfaltung von Partnerschaft und Familie darstellt: nach der Ermöglichung kreativer Liebe, die den emotionalen, existenziellen und sexuellen Bedürfnissen “postmoderner Optionsvielfalt” ihr Recht gibt und sie in einer intelligenten, das heißt bewussten Lebensführung zu entfalten vermag (Notker Klann / Heike Sturm); nach der fürsorglichen Begleitung von Kindern im Blick auf ihre Lebenschancen, ihre Ausbildung und optimale Lebensbedingungen in den reichen Wegen des modernen Lebens (Anna Karger-Kroll); nach der Einzigartigkeit der persönlichen Erfahrungen, welche Partnerschaft und Familie in ihrer dichten zwischenmenschlichen Ursprünglichkeit bereithalten (Josef Römelt); nach der in keinem anderen Lebensbereich erlebbaren tiefen Geborgenheit und Bejahung, von der auch die im historischen Rückblick so umstrittene Enzyklika Humanae vitae (Martin Fischer) letztlich zu sprechen versucht.

Immer wieder geht es dabei um eine große Gelassenheit, welche der Glaube an Gott gerade für das Leben in Beziehung, Ehe und familiärer Gemeinschaft bereithält: dass gegenüber der oft stillen Angst, dem Hunger nach Geborgenheit, welche die manchmal radikale Unruhe in der Gestaltung von Liebe, Partnerschaft und Familie heute auszulösen scheint, das Vertrauen in die unglaubliche Vitalität, ja Leben spendende Hoffnung dieser Seite menschlichen Lebens zugänglich bleibt; dass diese in der Hektik des modernen Lebens nicht verloren gehen.

Es geht um eine Gelassenheit, welche aus dem Vertrauen in das Geschenk des Lebens aus der Liebe Gottes erwachsen kann. Vielleicht wird gerade an dieser Ermöglichung menschlicher Liebe aus der Liebe Gottes die Relevanz der Theologie in moderner Gesellschaft und Kultur am eindrücklichsten erfahrbar – die Relevanz, welche die beiden Beiträge am Ende des Heftes (Klaus DickeBenedikt Kranemann) im Blick auf die Universität im akademischen Umfeld zu zeigen versuchen.


Hinweis der Redaktion: Auf ihrer Homepage bietet “Theologie der Gegenwart” den jeweils ersten Beitrag einer Ausgabe sowie Buchbesprechungen als Volltext zum Nachlesen an. Alle weiteren Beiträge können exemplarisch angelesen werden. 

Veranstaltungstipp zum Thema

1. / 2. Juli 2019:
Studientag zum Thema  “Die Ehe – ein ganz spezieller Fall. Theologische Perspektiven und aktuelle Fragen zur Sakramentalität der Ehe”
Veranstalter: Professur für Dogmatik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt
Ort: Bildungshaus St. Ursula, Trommsdorffstraße 29, 99084 Erfurt
Hinweis: Um Anmeldung wird bis zum 1. Mai beim Interdiözesanen Offizialat Erfurt (info@offizialat-erfurt.de) gebeten.

Zur Webseite der Professur für Dogmatik